Charly und die Männlichkeit… Teil 1

Mit seinen nunmehr 3 Jahren ist Charly endlich erwachsen geworden und ist sich in den letzten Monaten seiner männlichen Präsenz immer bewusster geworden. Da wird gern mal der „Dicke“ an der Leine markiert, wenn andere Rüden in der Nähe sind. Kommen Weibchen unseres Weges macht er sich gern gross und stolziert fast 😉 Hin möchte er natürlich zu beiden Fraktionen unbedingt! Als Halter fragt man sich jetzt, ist das noch typische Labbifreundlichkeit oder doch schon Leinenpöbeln? Bei unkastrierten Rüden hat es sich jedenfalls zum Letzteren entwickelt. Das ist nicht nur nervig für den Halter, sondern auch anstrengend! Hinzu kommt, dass der junge Mann in diesen Situationen nicht sehr ansprechbar ist – scheinbar zu sehr im Hormonrausch… Und deshalb auch schwer trainierbar in diesen Situationen. Mit der Zeit haben wir gute Ausweichmanöver entwickelt, um solche Situationen zu vermeiden.

Immer stärker in den letzten Monaten wurde auch das Markieren, jede Erhöhung musste unter Umständen erreicht werden. Auch schleckt er sehr gern am weiblichen Urin und tropfte später die ganze Wohnung voll.

Das Fass von Herrchens und Frauchens Geduld wurde aber zum Überlaufen gebracht, als sich Charlys zur Schau gestellte Männlichkeit in Agressivität gegenüber unkastrierten Rüden wandelte. Wie genau sich das entwickelt hat, kann ich leider nicht mehr rekonstruieren. Problematisch war dies im Alltag weniger, weil wir unbekannten Hunden eh zumeist aus dem Weg gehen. Jedoch kam es zu, sagen wir mal unschönen Situationen in Hundeschule und Hundepension.

Alle Faktoren zusammengenommen ergaben ein Paket, welches uns zum Thema Kastration brachte. Bislang spielte das für uns keine Rolle und wir sahen uns eher im Lager Contra-Kastration. Grad die Aggressivitätsvorfälle brachten uns als Halter in nicht händelbare Situationen. Deshalb entschieden wir uns Anfang Dezember letzten Jahres für eine chemische Kastration. Diese sollte uns vor Augen bringen, welche von Charlys Verhaltensweisen sexuell motiviert und welche anerlernt sind.

Wie sich die chemische Kastration bei unserem Charly ausgewirkt hat, werde ich im nächsten Beitrag erzählen…

5 Kommentare Gib deinen ab

  1. Zwar kann ich es nicht durch wissenschaftlich belastbare Statistiken belegen, aber ich glaube, dass es 3- und 4-jährige Rüden etwas schwer haben: noch nicht uneingeschränkt von älteren Rüden akzeptiert, herausgefordert von jüngeren, bekommen sie häufiger Ärger (bzw. legen alles sehr schnell auf die Goldwaage). Und dann geht alles blitzschnell, erst recht an der Leine. Schwer dann, auszumachen, welche der beiden Fellnasen «angefangen» hat. (Das beschäftigt mich dann aber gut und gern 2 bis 3 Tage.)

    Die mehr als nur pedantischen Analysen einschlägiger Hot spots sind v.a. im Frühjahr extrem nervig. Erst recht, wenn Yates‘ Kumpel hier übernachtet und beide alle paar Meter *jeden* Grashalm mehrfach untersuchen müssen. Da wird aus einer 10-Minuten-Strecke gut und gerne eine 20-Minuten-Strecke… Im Hormonrausch ist wohl kaum ein Rüde ansprechbar, noch weniger abrufbar. Entsprechend hat sich Yates in den letzten 2 Jahren denn auch den einen oder anderen Rüffel eingefangen. Aaaber: Jetzt, da er auf die 5 zusteuert, lässt er sich immer seltener provozieren. (Was jetzt bitte nicht heißen soll, dass es keine lautstarken Rückschläge gibt; das mit dem Zen muss er noch a bisserl üben… 😉 Aber die werden ungelogen immer seltener und meistens handelt es sich dann um einen seiner 10, 12 Intimfeinde. Damit kann ich leben.)

    Sehr gut finde ich, dass ihr es zunächst mit der chemischen Kastration versucht. Wir kennen inzwischen einige Rüden, mit denen es früher Knatsch gab, kastriert wurden und es immer noch Knatsch gibt (freies Feld, keine Leine). Ganz schlimm aber: ein Labbie der Showlinie, den wir genau zweimal getroffen hatten und es prompt stressig wurde, beim 3. Treffen (nach seiner Kastration) war er super verängstigt und hat vor Angst gepieselt, als Yates Anstalten machte, ihn berammeln zu wollen. (Zugegeben: Ich weiß nicht, was sonst noch «unternommen» wurde.) Meiner Erfahrung nach bewirkt die Kastration sonst aber eher selten eine Wesensveränderung. (Will heißen: die, die vorher herumgerüpelt hatten, rüpeln weiterhin herum; bis auf diese eine Ausnahme.)

    Das werden euch eure TÄ sicher ans Herz gelegt haben, aber weil Milo nach seiner chemischen Kastration inzwischen (knappes halbes Jahr nachdem wir ihm zum ersten Mal begegnet sind) wie eine Presswurst aussieht: bitte unbedingt die Futtermenge reduzieren.

    1. unsercharly sagt:

      Danke für deinen Input! Genau das hab ich in den letzten Monaten nämlich auch beobachtet. Leinenrambo ist Charly immer noch. Da hilft nur Erziehung. Mache gerade einen Kurs, der vielversprechend zu sein scheint. Ich werde berichten.
      Futtermenge wurde bereits reduziert, da war schnell 1 Kilo mehr drauf 😉

  2. Ganz ehrlich?
    Ferndiagnosen sind ja eigentlich nicht so mein Ding.
    Aber was ihr da beschreibt hört sich für mich nach nem normalen Rüden an der normal rummackert.
    Kastration ist ja so ein Thema.
    Da gehe ich auch nicht drauf ein.
    Nur soviel – Als Rockie, mein Labrador, zu mir kam war er bereits kastriert.
    Dies hinderte ihn aber nicht daran rumzumackern und auch den „Deckakt“ weiterhin vollziehen zu wollen.
    Ein gewagter Vorschlag aber vielleicht solltet ihr mal drüber nachdenken ob ihr in der jetztigen Hundeschule gut aufgehoben seid?
    Ich hoffe trotzdem ihr findet euren Weg.

    Viele Grüße aus Lübeck,
    Nele

    1. unsercharly sagt:

      Liebe Nele, du sprichst mir aus der Seele! So wirklich überzeugt von der chemischen Kastration bin ich nicht. Aber das wird sich noch in den nächsten Monaten noch zeigen.
      Ich probiere gerade einen Online-Hundekurs aus, da mich die hiesigen Hundeschulen nicht wirklich weiterbringen. Zwar funktioniert auf dem Platz jetzt vieles besser und er kommt besser runter. Für Alltagssituationen bringt mir das aber nichts. Der Onlinekurs hingegen hat schon Besserungen gebracht, vor allem auch mir 😉
      Schade, dass wir nicht im Norden wohnen, deine Ansätze/Meinungen sagen mir sehr zu.
      Liebe Grüsse aus dem Süden
      Rebekka

      1. Rebekka schreibe mich, wenn du magst, mal über mein Kontaktformular mit deiner Adresse an. Dann schaue ich mal wem ich dir aus meinem Hundetrainernetzwerk empfehlen kann.

        Viele Grüße aus dem Norden,
        Nele

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